Geschichten über Kalbe Milde
 

 



 
Der Burgward Kalbe

Eine weitere Begründung dafür, dass die Siedlung Kalbe schon in der Zeit vor der Christianisierung eine große Bedeutung hatte, kann die Bezeichnung „Burgward Kalbe“ sein. Gewiss wird diese Bezeichnung das erste Mal in den wichtigen Übereignungsurkunden von November 1196 genannt. Damals übergaben die Markgrafen von Brandenburg alle ihre Erbgüter in der Mark an die Kirche zu Magdeburg, darunter auch „mediatem burgwardi Calue sum suis attinentiia“, d.h. die Hälfte des Burgwards Kalbe mit allem Zubehör. Nun ist „Burgward“ die Bezeichnung einer militärischen Organisation, die durch die neuere Erforschung den slavischen Völkern zugeschrieben werden muss. B. Knüll hat 1895 darüber ausführlich geschrieben und die Zugehörigkeit der Burgwarde zur slavischen Zeit begründet. Burgwarde haben also nichts mit den militärischen Einrichtungen zu tun, die König Heinrich der I. (+936) und seine Nachfolger entlang der Elbe-Saale Grenze gegen die Slaven errichten ließen, wenn auch hier und dort vorhandene Burgwardstellen in neue (deutsche) Militäreinrichtungen umgewandelt wurden. Zum Beweis der slavischen Herkunft der Burgwarde werden insbesondere zwei Gründe genannt:

1. Burgwarde kommen zur zeit er Sachsenkaiser vor an Orten, wo noch keine deutschen Burgen eingerichtet werden konnten, (z.B. zwischen Elbe und Lausitzer Neiße, zwischen Neiße und Spree du nördlich von Spree und Havel, hier z.B. Kyritz, Wittstock, Puttlitz und Gützkow).

2. Die Sachsenkaiser haben zu ihrer zeit Teile von Burgwarde verschenkt, meistens an geistliche Institutionen. Das wäre unmöglich gewesen, wenn die Burgwarde noch intakte deutsche Militäreinrichtungen gewesen wären.

Burgwarsbezirke müssen daher als die kleinsten und vielleicht auch ältesten Organisationen der slavischen Völker angesehen werden. Mehrere Siedlungsgemeinschaften (Dörfer) hatten sich zur gemeinsamen Abwehr eine Zufluchtstätte geschaffen. Oft war mit dieser Fliehburg der gemeinsame Tempel verbunden und auch die geistliche Organisation hatte im Burgward ihren Mittelpunkt. Burgwardbezirke sind also zunächst slavische Militär- und Verwaltungsbezirke. Überdenken wir noch einmal, was zum Petersberggesagt ist, dann kann man sicher vermuten, dass Kalbe vor der Zeit der Christianisierung ein slavischer Bezirk mit einer burgähnlichen Zufluchtstätte und einem Heiligtum war. Das die Deutschen dann die Burgstelle weiterbenutzt und ausgebaut haben und im Schutze der Burg ein Kloster anlegten, ist überhaupt nicht verwunderlich. In Arneburg, ebenfalls Burgward, liegen die Verhältnisse ganz ähnlich. Auch dort befand sich im 10. Jahrhundert ein Kloster.


Aus einer Schrift zu 1.000 Jahre Kalbe (Milde) von Pfarrer S. Schneider

   
  
 

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