Geschichten über Kalbe Milde
 

 


 

 

 
Konsum Backwarenbetrieb Kalbe Milde - Die Großbäckerei

Der Bau dieses Backwarenbetriebes mit nachstehender Produktionsgröße erfolgte aufgrund der Notwendigkeit die Landbevölkerung mit Brot, und das besonders in der Erntezeit, zu versorgen.
Im Februar 1962 erfolgten die Grundsteinlegung und der Baubeginn.
Zur damaligen Zeit war es ein Wiederverwendungsprojekt ( Typ WV 3 ) des Konsum Genossenschaftsverbandes ( VdK ) Berlin unter Verantwortung der Kreiskonsumgenossenschaft Kalbe/Milde.
Schon im April 1964 erfolgte die Herstellung von Speiseeis im Kellergeschoss.
Am 15. Juli 1964 erfolgte die offizielle Produktionsaufnahme mit den Erzeugnissen:

- Brot und Spezialbrot
- Weizenbrot und Weizenkleingebäck
- Konditoreiwaren

Die Herstellung des Brotes, Weizenbrotes und Weizenkleingebäck erfolgte in der ersten Etage des Produktionsgebäudes.
Produziert wurde nach dem damaligen Stand der Technik und der Bezeichnung "Handfließlinie".
Zur Erklärung:
Die Teigherstellung mittels Teigknetmaschine. Zuführung zu einer Portionier- Wirk- und Langrollenmaschine über ein Hebe- und Kippgestell.
Abnahme und Ablegen des Wirklings in eine Brotschüssel.
Absetzen auf einen Schragenwagen und abstellen in einen Garraum.
Nach erfolgter Gare der Teiglinge wurden diese mittels Hand aufgeschlagen und auf eine Ablage eines 20 m² elektrisch beheizten Durchlaufofen abgesetzt.
Das gebackene Brot wurde über eine Wendelrutsche zur Expedition befördert.
Die Bearbeitung des Weizenteiges erfolgte in gleicher Art.
Im Erdgeschoss erfolgte die Herstellung von Kleingebäck, Kuchen und Konditoreiwaren. Die Anlieferung der Hilfs- und Rohstoffe erfolgte an der Ostseite des Betriebes. Sie wanderten während der Fertigung zur Westseite (Expedition) und schließlich als Fertigprodukt zur Auslieferung.
Die Sanitär- Umkleide- und übrigen Räume waren im Sozialgebäude untergebracht und durch einen Mitttelgang erreichbar.

Unter den dargestellten technisch- und technologischen Bedingungen war ein Umsatzvolumen im ersten Produktionsjahr von:

1.650 tRoggen- und Spezialbrot
350 tWeizenbrot und Kleingebäck ( Brötchen)
230 tFeinback- und Konditoreiwaren
75 t Speiseeis

vorgesehen.

Produziert wurde im Zweischichtrhythmus mit 64 Betriebsangehörigen einschl. Kraftfahrer, Handwerker, Labor- und Büroangestellten.
Aufgrund des hohen Brotbedarfs musste in der Bäckereiabteilung ab August 1964 der Dreischichtbetrieb aufgenommen werden. Die geplante Produktionsleistung wurde dementsprechend übererfüllt.







Im Jahr 1978 erfolgte die Erweiterung der Expeditionsfläche um 100 m².
Die Kleinbetriebe der Kreiskonsumgenossenschaften:
Haldensleben, Klötze, Salzwedel und Seehausen wurden im gleichen Jahr der Großbäckerei unterstellt.
Zu dieser Betriebsgröße zählten jetzt 350 Mitarbeiter. Gleichzeitig erfolgte die Kombinatsbildung der drei Großbäckereien des Konsumbezirksverbandes Magdeburg. In den Jahren 1982/1986 wurden nachstehende Investitionen durchgeführt:

1982 Aufstellung einer Linie zur Herstellung von Feinbackwaren
1983 Erneuerung der Mehlsiloanlage mit gleichzeitiger Erhöhung der Lagerkapazität auf 200 t und Abnahme mittels Tankfahrzeug.
1984 Aufstellung neuer Netzbanddurchlauföfen bei gleichzeitiger Erweiterung der Backfläche
1985/86 Aufstellung einer Brotlinie zur vollautomatischen Brotherstellung, Aufstellung einer vollautomatischen Brötchenlinie
1985 Erweiterung der Konditoreiabteilung auf 75 m² Arbeitsfläche und Anbau einer Betriebsverkaufsstelle.

Die Eisproduktion im Kellergeschoss wurde 1984 eingestellt.

Unter diesen Voraussetzungen wurden folgende Produktionsparameter erreicht:

Steigerung der Brotproduktion auf 350 %
Weizenbrot und Kleingebäck 420 %
Feinback- und Konditoreiwaren 385 %
Und im IV. Quartal des Jahres 160 t Stollen und 45 t Dominosteine. (diese wurden nur samstags und sonntags in der Zeit von 6 bis 14 Uhr von den Mitarbeitern der Verwaltung, ohne Entlohnung, überzogen und verpackt.)

Beliefert wurden 350 Verkaufseinheiten in den umliegenden Kreisen.

Auch zur damaligen Zeit wurde großer Wert auf Wirtschaftlichkeit gelegt. In den regelmäßig stattfindenden Betriebsvergleichen mit 22 genossenschaftlichen Großbäckereien des VdK Berlin erzielte der Betrieb Kalbe/Milde konstant den 1.bzw.2. Platz. Die Produktionsleistung der 1978 überführten Kleinbetriebe wurde im Laufe der Zeit vom Betrieb Kalbe/Milde übernommen. Dieses wirkte sich 1990, zum Übergang in die Marktwirtschaft, sehr positiv aus.
Der Umsatzausfall durch den Wegfall der Verkaufsstellen der Handelsorganisationen und der Konsumgenossenschaften konnte durch die Eröffhung von Betriebsfilialen (Shops) aufgefangen werden. Der Umsatz konnte auf dieser Grundlage kontinuierlich gesteigert werden.

1991 wurde der Betrieb Kalbe/Milde , mit der Firmenbezeichnung "Milde Back" und dem seit 1964 tätigen Leiter(Gerhard Vogel), in das Handelsregister eingetragen.
Auch alle übrigen Mitarbeiter waren seit Jahrzehnten im Betrieb beschäftigt. Dieses wirkte sich sehr positiv auf die Qualität der Erzeugnisse und den guten Ruf der Milde Back GmbH aus.
Auf einer sehr gesunden finanziellen Grundlage konnten im Laufe der Jahre die Arbeitsbedingungen in den Produktions- Sozial- und Verwaltungsräumen, sowie den Produktionsbedingungen dem Standart der alten Bundesländer angepasst werden.
Im Jahre 1994 wurde in Salzwedel ein Neubau zur Herstellung von Original Salzwedeler Baumkuchen begonnen und im Februar 1995 die Produktion aufgenommen. 1990 wurde im Betrieb Kalbe eine LKW- Wasch- und Tankanlage errichtet.
Am 31.12.1999 ging der seit 1964 tätige Leiter des Betriebes mit 68 Jahren in den Ruhestand.

Durch fehlende Fachkompetenz und Managementfehler der Verantwortlichen des Konsumverbandes Magdeburg in den Folgejahren, musste der Betrieb Kalbe /Milde am 31.12.2003 geschlossen werden.

Gerhard Vogel

   
   
   
   
   
   
  
 

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