Geschichten über Kalbe Milde
 

 



Das Hauptpachteregister der von Alvensleben auf Calbe von 1460 ...
 

Anmerkungen von Pfarrer Sigfried Schneider zum Hauptpachtregister derer von Alvensleben auf Calbe um 1460

Das 15. Jahrhundert unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, die für die Menschen in der Altmark von Bedeutung gewesen sein mögen.
Geschichte wird meist als politische Geschichte begriffen. Die Schicksale der Staaten, der Fürsten oder anderer bekannt gewordener Persönlichkeiten drängen sich ins Blickfeld. Man kann sich aber vorstellen, daß z.B. der Tod eines Kaisers erst Wochen danach in unseren altmärkischen Lebensraum überhaupt bekannt geworden ist, während die Menschen zur gleichen Zeit sich mit ganz anderen Problemen auseinandersetzen mußten, die für ihr Leben von existenzieller Wichtigkeit waren. Da wir es in unserem Lebensraum vorzüglich mit bäuerlicher Bevölkerung zu tun haben, waren für deren Leben naturgemäß Witterung, Erträge, Preise usw. von großer Bedeutung.
Will man das Hauptpachtregister derer von Alvensleben als wirtschaftsgeschichtliches Dokument bewerten, ist es unerläßlich, zu versuchen, das Umfeld, die Bedingungen damaliger Wirtschaftsführung festzustellen. Es muß z.B. die Frage gestellt werden, waren die dort festgeschriebenen Pachtbedingungen leicht erfüllbar, waren sie gerade noch erträglich oder waren sie unerträgliche unangemessene Belastungen. Die unheilvollen Unruhen unter der Landbevölkerung Mittel- und Süddeutschlands zu Beginn des 16. Jahrhunderts können doch nur begriffen werden bezüglich der Unausgeglicheheit zwischen Erträgen und Belastungen. Eine andere Frage wird daher sein, ob das Hauptpachtregister eine Antwort geben kann über die Ertragslage der damaligen Landwirtschaft oder aber auch zu der Frage, ob unterschiedliche Bedingungen (Bodenwert, Anteile an Acker und Weisen) in den Pachforderungen ihren Niederschlag finden.
Verschaffen wir uns zunächst einen Überblick über die Witterungsverhältnisse, besondere auch die Altmark tangierende Ereignisse und gelegentliche Preisangaben im 15. Jahrhundert, in dessen zweiter Hälfte das Hauptpachtregister anzusiedeln ist. Da wir von der Annahme ausgehen müssen, dass die im Register festgeschriebenen Pachtbedingungen auch schon vorher in den meisten Fällen in Geltung waren, ist es geboten diesbezüglich das 15. Jahrhundert für unsere Gegend als eine Zeit wirtschaftlicher Stabilisierung angesehen werden muß nach den katastrophalen und diffusen Entwicklungen des 14. Jahrhunderts, dessen Instabilität bis weit in des 15. Jahrhundert hineinwirkt. Erst die Maßnahmen der Hohenzollern haben allmählich für stabilere Verhältnisse gesorgt. (Bekämpfung der Straßenräuberei, Ordnung des Abgabewesens usw.)
Die Zusammenstellung eines Überblicks über das 15. Jahrhundert ist gewonnen aus den Angaben dreier chronologischer Aufzeichnungen, die im Text jeweils mit unterschiedlichen Zeichen gekennzeichnet sind. Sicher werden dem Leser noch andere Angaben zu dem Jahrhundert zugänglich sein, die leicht in die Freiräume eingefügt werden könnten. Dann bitten wir ggf. um Nachricht.
Hier die Literatur:
o Georg Nicolas (aus Laussig): Sulloge Historica oder Zeit und Geschichtsbuch, Leipzig, 1599 (Kir.Bibl. Kalbe Nr. 93)
x Riedel Codex dipl. Brandenbg. 4. Hpfteil, S. 203 ff. Märkische Chronik
() Abraham Saur, Hauß- und Kirchen-Chronica, Frankfurt/Main, 1544

Das 15. Jahrhundert
1400
1401 o Warmer Winter, ()29.9. großer Komet (Pfauenschwanz) (527)
1402
1403 () 1.4. Komet (199)
1404
1405
1406
1407 o Kalter Winter, Rhein von Straßburg bis Köln zugefroren () 27.3. Judenverfolgung in Krakau, viele umgekommen (187)
1408
1409 ()15.4. Sonnenfinsternis (223) - o 24.und 28.8. um Magdeburg Erbeben, Hunger und Sterben
1410 () 23.1. Orkan über Thüringen und Sachsen. Viele Häuser zerstört (61)
1411
1412
1413 o Strenger Winter, später führt die Elbe Hochwasser, viele Brücken und Mühlen zerstört
1414
1415 o 7.6. Sonnenfinsternis
1416 o sehr kalter Winter, danach Hochwasser, viele Brücken
1417 () Erstes Auftreten der Zigeuner in der Mark (228)
1418 o 6.4. Sonnenfinsternis,Überfluß an Lebensmitteln, In Süddeutschland gelten folgende Preise 14 Heringe = 1 Plappert 1 Henne = 3 Plappert 1 Pfd. Rindfleisch = 3 Pfennige 1 Ei = 1 Heller Kandel Maluasier = 2 Schilling
1419 ()26.3. Sonnfinsternis (183)
1420 o Warmer Winter,
() am 20.3. blühen die Bäume (171), o am 04.04. blüht der Wein in Mitteldeutschland, im April reifen Erdbeeren und Kirschen, 1 Scheffel Korn kostet 4 Groschen, 20.9 verheerendes Hochwasser in den Niederlanden
1421 o im November große Hochwasser
1422
1423 o strenger Winter, Ostsee ist zugefroren
1424 o 20.6. Sonnenfinsternis, scheint ein trockener Sommer gewesen zu sein,
x Märk.Chronik beschreibt hier das Frühjahrswetter wie 1420, ob Verwechselung? - Fritz Hagen, in Volksstimme v. 05.08.1983: in drei Sommermonaten nicht ein Tropfen Regen, Domneubau in Stendal begionnt (Dietrich von Angern)
1425 x weicher Winter, Pfirsiche und Rockenblumen blühen im Winter, im Frühling, Elbehochwasser, Stendal steht unter Wasser, Wasser steht in der Marienkirche
1426 o sehr kalter Winter, Ostsee zugefroren,
x im Sommer 1426 herrscht die Pest (209)
1427 o Große Hochwasser (z.B. der saale), heißer Sommer, dann warmer Winter. Großes Sterben Um Weihnachten werden aus Rosen und VEilchen Kränze getragen
1428 o großer Hunger und Sterben. In den Städten müssen Massengräber ausgehoben werden
1429 o kalter Winter, kalter Sommer, Korn und Wein erfrieren Elbe führt Hochwasser
1430 o Wein und Korn erfrieren
1431
1432 o Mehrere große Elbehochwasser (Febr./ Juni/ August) Trotzdem reiche Korn- und Weinernte. Preise in Augsburg:
1 Scheffel Korn = 6lb 1 Scheffel Gerste = 4 lb 1 Scheffel Hafer = 3 lb (Gemeint sind wohl lübische Pfennige, Saur:" pfund gelts", was für Scheffel wohl nicht gelten kann!?!)
Neckarwein, das Maß = 4 Pfg. Elsässer, das Maß = 6 Pfg. Wein ist so reichlich, daß alter Wein mit Kalk und Sand zum Mörtel verwendet wird, damit die Fässer leer werden. (Ob das nur Süddeutschland betrifft??)
1433 o kalter schneereicher Winter.Am 17.1. fällt in Mitteldeutschland ungeheurer Schnee, Städte und Dörfer sind abgeschnitten, Elbe ist zugefroren, später Hochwasser x 3 Monate ist ein Komet sichtbar, darauf große Teuerung
1434 o Elbehochwasser
1435 o sehr kalter Winter
1436
1437 o Sonnenfinsternis. Kalter Sommer, Früchte verderben, vor Hunger müssen die Menschen Gras essen
1438 o Hungersnot, hoher Brotpreis, schwere Stürme in den Niederlanden
() im August beginnt das große Sterben, Pest (448) x Symptom des Krankheitsverlaufes: die Menschen schlafen 3 Tage und 3 Nächte, dann wachen sie auf und sterben. Wer sich wach halten kann, überlebt (213)
1439 o Komet im Mai, Winter 1439/40 hart und lang, 21 Wochen liegt Schnee, großes Sterben in Frankfurt/ode, x Landsterben wie 1438 (213)
1440 o Schnee liegt bis in den Mai
1441 o Hungersnot in Mitteldeutschland, viele Unwetter, schlechte Ernte
1442 o hitziger Sommer, Gras und Heu verbrennen, trotzdem großer Überfluß an Wein und Korn, niedrige Getreidepreise: 1 Scheffel Korn = 2 Groschen 1 Scheffel Weizen = 4 1/2 Groschen viele Gewässer trocknen aus, später Unwetter, Wolkenbrüche in Sachsen
() Erbeben in Ungarn, Polen und Böhmen (323) dann sehr kalter Winter, viel Schnee bis Mai 1443
1443 x der kälteste und schneereichste Winter seit Menschengedenken (216)
() 1.5. fiel erneut Schnee in Mitteldeutschland Wein erfroren o viele Bäume erfrieren, Futtermangel, Dachstroh wird verfüttert, viele Wölfe
1444 x am St. Veitstag schrecklicher Komet (15.6)
1445 o großer Überfluss an Wein und Korn, Preise in Basel z.B.: 18 Säcke voller Korn für 4 Groschen, 30 Eier kosten einen Baseler Vierling. Ob das auch für Norddeutschland gilt?
1446 ()17.04. (Ostersonntag) Orkan über Westeuropa, in den Niederlanden Sturmflut, 100 000 Menschen sollen umgekommen sein, Dordrecht am schlimmsten betroffen. o in -dresden führt die Kaitzbach ein verheerendes Hochwasser (ich erwähne das nur, weil ich meine Kindheit und Jugend in einem Haus unmitelbar an der Kaitzbach verbracht habe)
1447
1448 o Kälte und Frost am 23.04. , viel Schnee fällt bis zum 03.Mai, trotzdem wenig Schaden an Wein und Korn, x 29.08. 6 Uhr morgens Sonnenfinsternis (andere 01.09.)
1449 o Kälte im Juni, Wein und anderes erfrieren
() 15.6. kalter Reif, Wein und Korn verdirbt, Pest in Italien (340)
1450 o großes Sterben (z.B. Magdeburg 8.000, Halle 5.000), viele unbegrabene Tote x 1/3 aller Menschen soll gestorben sein.
1451 o das große Sterben hält an
1452 o kalter Sommer, Wein und Korn erfrieren
x am 11.12. Sonnenfinsternis (222)
1453 o sehr kalter Winter, trotzdem Überfluß und reichliche Ernte
Preise:
1 Scheffel Weizen = 3 Groschen
1 Scheffel Korn = 1 1/2 Groschen
1 Scheffel Hafer = 2 Groschen
Kandel Wein = 1 Pfennig
1 Karpfen zu 3 Pfund = 4 Pfennig
15 Eier = 1 Pfennig
1 Pfund Lachs = 3 Pfennig 20 Heringe = 7 Pfennig
1454
1455
1456 o sehr kalter Winter, zugefrorene Gewässer bis Palmarum (21.03) () im Juni nach St. Veit (15-6.) Komet, einen Monat sichtbar (344)
1457
1458
1459
1460
1461
1462
1463 o überaus kalter Winter, viele Menschen und Tiere erfrieren, darauf großes Sterben (Pest) x betroffen besonders die Mark Brandenburg, Sachsen und die Harzgegend
() nach Walpurgis (1.5.) beginnt das große Sterben
x am Tage Francisci (25.5.) stirbt MG.Friedrich der Fette od. der Feiste, regierte die Altmark 22 Jahre von Tangemünde aus hat sich oft und lange in Salzwedel und Arneburg aufgehalten (226)
1464
1465 o viele Stürme
1466 o kalter Winter, Menschen und Tiere erfrieren
1467 x naßer Sommer, großes Wasser, Korn, Gras und Gartengewächse verdorben (227) o Preise die in Preußen galten, gewiß sind das hohe Preise:
1 Scheffel Korn = 6 Schillinge od. 3 meißn Groschen
1 Scheffel Hafer = 18 Pfennige
1448 o kalter Winter, große Frostschäden, naßer Sommer, große Teuerung
() Hungersnot in der Mark
1449
1470
1471 o sehr warmer Winter, hitziger Sommer, frühe Ernte, scheinbar sehr gute Ernte an Korn, Gerste usw. und viel Obst, vor der Ernte aber war das Korn teuer () 10.2. stirbt Kurfürst Friedrich der II. Nachfolger,sein Bruder Albrecht Achilles
o am 6.2.1474 beginnt in Schneeberg der Silberbergbau, der in den nächsten 30 Jahren für 51.900.000 Gulden Silber fördern wird
() Saur setzt den Beginn des Silberbergbaus auf April 1472 (39)
1472 () 23.1. Komet, 2 Monate lang sichtbar, 3 folgende Sommer herrscht Dürre (61) 19.6. Großfeuer in Erfurt (347)
o hitziger Sommer, Gewässer trocknen aus, viele Brände, Überfluß an Wein, aber Mangel an kORN; hUNGERSNOT
1473 O hitziger Sommer, viele Wälder brennen (z.B. im Harz brennt der Wald 4 Meilen weit und werden 100.000 Acker Holz vernichtet.), für Wasser wird mehr als für Wein bezahlt, Weichsel trocknet aus, großer Hunger, Heu, Grummet, Gerste und Hafer verbrennen
x daruaf harter grimmiger Winter, viel Schnee
1474 o noch ein heißer Sommer, Unstrut, Saale und Mulde trocknen aus, Stürme auf dem Meer, Heuschrecken in Böhmen
() 29.6. Orkan über Süddeutschland vom Rhein bis nach Ungarn, große Schäden an Wäldern und Häusern (368)
1475 o Heuschrecken in Polen, erbärmlicher Hunger
1476 o sehr kalter Winter, Schnee liegt 15 Wochen, die letzten 3 Jahre Trockenheit
() 25.2. Sonnenfinsternis
1477 o sehr kalter Winter, hitziger Sommer, großes Sterben
1478 o sehr kalter Winter, sehr heißer Sommer, Trockenheit, Sommerfrüchte verbrennen
1479 o seit 8 Jahren Trockenheit, Wasserströme trocknen aus, Hunger
x trotzdem fruchtbares Jahr
1480 o seit 10 Jahren Trockenheit und Dürre, in diesem Jahr viele Unwetter, Wasserfluten, Elbehochwasser
1481 o nasses Jahr
1482 () Pest und Hungersnot in Deutschland (14)
1483 () 16.3. Sonnenfinsternis, danach Unwetter und Regen, der Sommer ist trocken (165)
x große Teuerung, Mangel an Korn Vieh und Butter (249)
() die Teuerung wird der überhöhten Ausfuhr zugeschrieben
Fritz Hagen, Volksstimme v. 5.8.1983; Trockenheit und Hungersnot, Pest, Wasserstand an der Elbe so niedrig, daß die Menschen von Ende Juli bis Ende September durchwaten könnten
1484 o hitziger Sommer, großer Überfliß an Wein, 64 Mandel Wein werden für ein Ei verkauft
x große Pest, besonders in den sächsischen Städten (250)
1485 () 16.3. Sonnenfinsternis, 3 Uhr nachmittags (250)
o großes Sterben, erstes Auftreten des Englischen Schweißes
1486 o vom 22.-25.4. viel Schnee gefallen, Korn und alles sehr wohlfeil geraten. Das Sterben am Englischen Schweiß geht weiter Englischer Schweiß oder Schurbauch, Scharbook, Skorbut = Mangelkrankheit, die Bauch- und Leistenschmerzen, Mund- und Zahnfäule verbunden ist, dagegen wird das Scharbockskraut gegessen
x Rezept gegen die Krankheit bei D.Johannes Wierus (253)
() 11.3. stirbt Kurfürst Albrecht Achilles in Frankfurt/Main (155)
1487 () 8.2. Mondfinsternis, 3 Std. lang nach Mitternacht (155)
1488 o sehr kalter Winter, hitziger Sommer, großer Hunger
x in Brandenburg wird die Bierziese eingeführt: Pro Tonne Bier 12 Pfennige, davon bekommt der Kurfürst 8 Ofg., die Städte 4 Pfg., der Adel ist abgabefrei (254)
1489
1490
1491 o sehr kalter Winter, viele Menschen erfrieren, große Frostschäden an Bäumen und Früchten
() Komet von Hlg. 3 Könige bis Fasten (12)
x 8.5. Sonnenfinsternis, großes Viehsterben bei Rindern und Schweinen, Rinderpest
() die Tiere lagen matt und hatten Beulen auf den Zungen, daßsie nicht mehr fressen konnten (270)
1492 o sehr viele Stürme
1493 o warmer Winter, im Januar bis 1. Hälfte Februar blühen die Bäume
() ab Mitfasten 2 Wochen große Kälte, alles verdorben (43)
o die französische Krankheit tritt in ganz Europa auf (257) Geschlechtskrankheit: Venusseuche, Syphillis, deswegen viele Selbstmorde. Dagegen: Quecksilber geräuchert, daraus Salbe (257)
1494
1495 o siamesische Zwillinge bei Worms, am Kopf zusammengewachsen. große Hungersnot, in Böhmen kostet 1 Pfund Brot 12 Pfennige, sonst gewöhnlich 2 Pfennige. Sommerhochwasser, großer Sturm im Juni
1496 o kalter Winter, Elbehochwasser
x Oderhochwasser, darauf Pest in der Odergegend (258)
1497 o 6.1. Orkan über Norddeutschland, 17.7. Mondfinsternis, 29.7. Sonnenfinsternis
1498
1499 o Überfluß an Wein und Korn, Als Preise werden angegeben:
Kandel des besten Weines = 3 Pfennige
1 Scheffel Korn = 4 Groschen
1 Scheffel Gerste = 3 1/2 Groschen
1 Schefel Hafer = 1 1/2 Groschen
Kurfürst Johann stirbt in Arneburg, sein Nachfolger Joachim I.
1500
1501
1502 x im Mai Raupenplage (262)
1503 x Pest hält an (262), heißer Sommer, Brunnen und Bäche trocknen aus, großer Mißwuchs, heftige Teuerung, straßenräuber in der Mark (263)
1504
1505
1506 x 12.4. Komet, der 35 Tage sichtbar war, Früchte im Überfluß, aber viele Raupen (265+268)
1507 x Pest, trotzdem wohlfeile Zeit - den Acker pflügen und zu richten, kostete mehr als man aus den Früchten erlösen konnte (268)

{Bei der Betrachtung der Ereignisse, wird einem bewußt, dass wir heute mit Besorgnis über Unwetter und Klimaereignisse reden, im Vergleich zu damals, haben wir doch heute ein vergleichbar ausgeglichenes Klima.}
Überblickt man die Informationen zum Witterungsablauf des 15. Jahrhunderts, so stellt man fest, dass in den meisten Jahren mit mehr oder weniger durchschnittlichen Ernten gerechnet werden muss.
Mit guten bis sehr guten Ernten wird man rechnen müssen in den Jahren:
1407; 1418; 1432; 1442; 1445; 1453; 1471; 1484; 1486; 1499
wobei das Jahr 1453 unter den guten Erntejahren herausragt. Damals muss eine Rekordernte eingebracht worden serin, denn die Getreidepreise waren die niedrigsten des ganzen Jahrhunderts.
Die Jahre mit Mißwuchs, Hungersnot und Teuerung waren:
1409; 1428; 1429; 1433; 1437 -1441; 1467; 1468; 1472; 1473; 1475; 1477; 1478; 1480; 1482; 1483; 1488; 1493; 1495
Hierbei können wir zwei Perioden von sehr schlechten Ernten feststellen, nämlich einmal die Jahre 1437 – 1441 und die zum Teil katastrophal trockenen Jahre zwischen 1472 und 1483. Die Erträge des Jahres 1468 müssen als die geringsten des Jahrhunderts angesehen werden, denn die Getreidepreise erreichten einen nie da gewesenen und nicht wieder zu verzeihnenden Höchststand, etwa das Sechsfache des Durchschnittspreises.

Interessant ist auch die Information aus dem Jahre 1483, aus der hervorgeht, dass die Teuerung im lande auf überhöhte Ausfuhren zurückzuführen sei. Das läßt vermuten, dass versucht wurde, mit dem Getreide auf auswärtigen Märkten höhere Gewinne zu erzielen.

Nur gelegentlich werden Getreidepreise im 15. Jahrhundert genannt. Eine wertvolle Quelle sind die Memorabilia der Stadt Frankfurt / Oder (Riedl, Codex dipl.Brandenbg. 4 Hptteil, 1 Bd. S. 321 ff.) In den jährlichen Aufrechnungen des städtischen Etats finden sich häufig Angaben über Geschenke an Personen oder Institutionen, die in Form von Getreidelieferungen gemacht worden sind. In einzelnen Angaben ist dabei der Gegenwert in böhmischen Groschen aufgeschrieben.

Der Kornpreis schwankte zwischen 1 ½ bis 2 Groschen in den Jahren sehr guter Ernten (z.B. 1407, 1453) und 5 bis 6 Groschen in den Jahren mit Teuerung und hohen Brotpreisen (z.B. 1413, 1437 ff., 1467, 1473) pro Scheffel Korn. Extrem hoch war der Kornpreis, wie schon erwähnt, 1468, nämlich 20 Groschen pro Scheffel Korn. Auch aus anderen chronologischen Angaben werden in etwa diese Preise bestätigt. Der Durchschnittspreis für Korn mag also im 15. Jahrhundert bei 3-4 Groschen pro Scheffel gelegen haben. Der Haferpreis lag fast immer unter dem Korn (Roggen) – Preis und wir können ihn durchschnittlich mit 2-3 Groschen pro Scheffel Hafer annehmen. Gerste wurde in der Regel höher als Hafer, aber niedriger als Roggen gehandelt, etwa 2 ½ - 3 ½ Groschen. Weizen wurde im Durchschnitt um 1/3 höher als Roggen gehandelt, also etwa 4-6 Groschen pro Scheffel Weizen. Dabei muss man berücksichtigen, dass das Scheffelmaß nach unserem Dezimalsystem bei den verschiedenen Getreidesorten ganz unterschiedlich war. 1 Scheffel Hafer ergab 50 Pfund nach unserem Dezimalsystem, Gerrste 70 Pfund, Roggen 84 Pfund, Weizen 86 Pfund.

Die Frage bleibt, ob wir diese Wertangaben in Beziehung setzen können zu unserem Gedlwert, denn niemad ist damit gedient, wenn er liest, dass 1 Scheffel Roggen 3-4 böhmische Groschen kostete, aber nicht weiß, 1 böhmischen Groschen in unsere Wertvorstellungen zu übertragen. Getreide- und Fleischpreise sind im Laufe der Jahrhunderte so starken Veränderungen unterworfen, dass sie sich nicht eignen, Relationen herzustellen. Eher schon eignet sich dazu der Eierpreis in der Annahme, dass sich Eier in Gewicht und Größe und auch in der Verhältnismäßigkeit ihres Aufkommens nicht wesentlich verändert haben. Die Frankfurter Memorabilia weisen für das Jahr 1451 eine Eierrechnung nach (Riedel, 4. T. 1. Bd. S.333). Danach kosteten damals 6000 Eier – 168 Groschen;
100 Eier . 2,8 also 3 Groschen;
Heute (DDR, 1980 werden 100 Eier mit 35,- / 38,- M DDR bewertet; {= 40 Euro im Jahr 2010}.
1 Groschen hätte also die Kaufkraft von 11,50 /12,50 M heutiger Währung gehabt, durchschnittlich etwa 12,- M (DDR, 1980) {oder im Jahr 2010 13,33 Euro}

Geht man von dieser Relation aus, würden sich folgende Geldvergleiche ergeben:
1 Schock böhmischer Groschen = ca 720 M (DDR, 1980) {oder 800 Euro im Jahr 2010}
1 böhm. Groschen (12 Pfennige) = ca 12 M (DDR, 1980) {oder 2010 13,33 Euro}
1 böhm. Pfennig = ca 1 M (DDR, 1980) {also 1,11 Euro im Jahr 2010. Dadurch wird deutlich, dass es zu einfach scheint, die Preise in dieser Form zu vergleichen.}

Nimmt man diesen Vergleich als Maßstab an, so kann man auch versuchen, den Wert der lübischen Währung zu ermitteln, die sich im Verlauf des 15. Jahrhunderts in der Altmark immer stärker durchgesetzt hat. Das Alvenslebensche Hauptpachtregister rechnet fast ausnahmslos mit dieser Währung.
Mir sind leider nur ganz wenige Belege zu Gesicht gekommen, wo böhmische und lübische Währung miteinander in Beziehung gesetzt werden. Bei Riedel, 2.T. Bd.3 S. 335 heißt es zum Jahre 1416:
16 lüb. Schillinge und 1 Pfund lüb. Schillinge = 48 böhm. Groschen
16 lüb. Sillinge waren 1 Mark lüb und 1 Pfund lüb Schillinge waren 20 Schillinge. So rechnet auch das Pachtregister bei den verschiedenen Geldaufrechnungen der einzelnen Dörfer. D.h.
16 lüb (20 Schillinge) = ca 320 M ( DDR, 1980) {= 355 Euro (2010)}
1 Mark lüb ( 16 Schillinge) = ca 256 M (DDR, 1980){= 284 Euro (2010)}
1 lüb Schilling (12 Pfennige) = ca 16 M (DDR, 1980){=18 Euro (2010)}
1 lüb Pfennig (1 1/12 Schilling) = ca 1,30 M (DDR, 1980){=1,44 Euro (2010)
1 Scherf = 3 Pfennige = ca 4,- M (DDR, 1980){=4,44 Euro (2010)}
Die böhmische Währung scheint im Laufe des 15. Jahrhunderts eine stärkere Abwertung erfahren zu haben, denn gegenüber dem rhein. Gulden verliert sie immer mehr an Wert, z.B.
1427 Lösegeld für Johann von Mecklenburg (Riedel, 2.T.Bd.3 S.480/1) 1.000 Schock böhm Groschen = 3.000 rhein. Gulden; 20 böhm. Groschen = 1 rhein. Gulden
1468 Magdeburger Schöppenchronik (Riedel, 4.T.Bd.1 S.207); 6 Schock böhm. Groschen = 12 rhein. Gulden; 30 böhm. Groschen = 1 rhein. Gulden
1477 Mierocronicon Marchicum z.J. 1477 (Riedel, 4.T. Bd. 1 S.72); 3962 Schock Groschen = 7.400 Gulden 24 Groschen; ca 32 Groschen = 1 Gulden
Die Stendaler Währung entsprach etwa der lübischen:
1 Mark Stend. = 2 Pfund lüb = 40 Schill. = ca 640 M (DDR,1980)
1 Schilling stend. = ca 16 M (DDR, 1980)
1 Pfennig stend = ca 1,30 M (DDR, 1980)
Gelegentlich wird auch die Helmstedtische Währung genannt, die ich aber z.Zt. noch nicht einzuordnen weiß.

Unternimmt man den Versuch, Preise im 15. Jahrhundert festzustellen, kommen einem die zahlreichen Schadensaufrechnungen entgegen, die von den streitenden Parteien (Brandenburg, Mecklenburg, Erzbistum Magdeburg usw.) zur Schadenregelung aufgestellt worden sind (Riedel, Codex dopl. Brandenbg.2.T. Bd. 3 u.4.) Auf der Basis der vorangegangenen Wertermittlung der einzelnen Währungen kann man in unsere Währung (DDR, 1980) übertragen folgende Durchschnittspreise feststellen, wobei für das Pacht-Register insbesondere die Getreidepreise interessant sind:
Pferde
1 reisiges Pferd – 4.000 M / 10.000 M
1 Bauernpferd galt im Durchschnitt ebenso viel, mnchmal wurde es sogar höher bewertet als das reisige Pferd.
1 Wagenpferd – 1.500 M / 2.500 M
1 Pflugpferd – 1.000 M / 1.200 M
Rindvieh
1 Kuh – 400 M / 700 M
1 Ochse – 900 M / 1.400 M
Zugochsen werden gelegentlich höher bewertet
1 Schaf – 40 M / 60 M
1 Ziege – 30 M / 45 M
1 gemästetes Schwein – 360 M / 400 M
Getreide
Roggen: 1 Scheffel 40 M / 1 Wispel 960 M
Hafer: 1 Scheffel 30 M / 1 Wispel 720 M
Gerste: 1 Scheffel 36 M / 1 Wispel 864 M
Weizen: 1 Scheffel 54 M / 1 Wispel 1.296 M
1 Pfund Pfeffer – 165 M
1 Tonne Heringe – 1.440 M
1 Last Heringe (6T) – 8.640 M

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