Geschichten über Kalbe Milde
 

 


 

 


 
Mein Calbe

Im Städtchen Calbe, da geht es noch an,
dass der Mensch wenig Geld verbraucht,
denn jede Familie hat ihren Damm.
Kohl und Kartoffeln werden gebraucht,
Fleisch und Eier sind auch nicht teuer,
denn Hühner, Enten und anderes Geflügel
werden selbst gezogen für den Tiegel.
Zwar hat das mit Tiegelbraten nichts gemein,
denn das ist'ne fettige Angelegenheit vom Schwein.
Zum Schützenfest verdrückt man ihn in Mengen,
doch andere Spezialitäten gibt's noch zu nennen.
Zum Beispiel das Schulze-Kummersche Bier
'ne Sache für sich, das sag ich dir.
Das belebt die Gemüter, hemmt alle Sorgen,
ist's Geld alle, kannst du auch borgen.
Solch paradiesischen Zustand herrscht noch heute,
denn der Wirt kennt ja alle seine Leute.
Zum Schützenfest, da ist es besonders schön,
da kann man viel seelige Menschen sehen.
Könnte der alte Friedhof berichten,
kämen zu Tage manch schöne Geschichten.
Die Gräber aber sind stumm und still,
doch weiter ich berichten will:
Die Innenstadt hat man Pottkuchen genannt,
warum und weshalb ist mir nicht bekannt.
In 10 Minuten hat ihn besehen,
wenn man nicht bleibt zum Schwätzle stehen.
Denn snacken ist hier 'ne Sache für sich,
hast du angefangen, findest du ein Ende nicht.
Wie gehts dem Kleinvieh, wie stehst's auf dem Feld?
Ist das Heu schon eingebracht, wie steht's mit dem Geld?
Wie gehts es bei Herpers, bei Schulzes und Schneiders?
So ungefähr geht's in der Regel weiter.
Gemütlichkeit herrscht hier nun mal am Ort.
Tempo existiert nicht als Losungswort.
Ein reizvoller Anblick, ich muss es gestehen,
gibt es beim Milde-Spaziergang zu sehen.
Von jedem Garten führt über den Fluß
eine kleine Brück', die selbst jeder zimmern muss.
So sind es an der 100 kleiner Stege,
die die Verbindung herstellen mit dem Mildewege.
Ist schönes Wetter, nun ratet, was dann?
Spannt man ein Waschseil von Baum zu Baum an.
Die Wäsche trocknet in Sonne und Wind,
von Fröschen bewacht und vom weidenden Rind.
Hier kennt man kein Stehlen, hier kennt man keine Not.
Auch friedlich klappert ein Mühlrad,
tagein, tagaus von früh bis spät.
Nicht fehlt im lieben Calbenser Städtchen,
es gibt lustige Burschen und hübsche Mädchen.
Drum hebt die Gläser und stimmt mit ein -
"Mein Calbe, du sollst gepriesen sein!"

Paul Ahrend - 1928

 
 
 
 
 
   
  
 

   © 2001 by H.Krüger •      •   Haftungsausschluß   •   Quellen  •   Impressum